Lesetipp 14 2019


Ein homosexuelles Paar, dessen Liebe schon reichlich angeschlagen und dessen Ehe in der Krise steckt, versucht, die Beziehung mit einer Reise durch Südafrika zu stabilisieren. Ein Land, in dem Homosexualität nicht nur ein Tabu ist, sondern von der Bevölkerung mehrheitlich zutiefst abgelehnt wird. Ein Land, in dem es sehr viele Arme und vor allem auch sehr viele Flüchtlinge gibt. Und mittendrin die zwei Weißen, extrem auffällig und sehr ahnungslos.
Bereits in der ersten Nacht, auf dem Weg zu ihrer Unterkunft, fahren sie einen jungen Mann an. Er ist nicht schwer verletzt, doch fühlen sie sich ihm verpflichtet, fürchten auch eventuelle Repressalien der Familie und nehmen ihn im Folgenden als Guide mit.
In dieser Konstellation offenbaren sich die Spannungen zwischen Vinz und Alexander immer deutlicher. Trotz der sexuellen Freiheiten, die sie einander offen zugestehen, leiden sie auch an dieser Unverbindlichkeit. Aus Vinz‘ Sicht werden die Dating-Praktiken schwuler Männer beschrieben, die er nutzt, zugleich aber verachtet.
Die Reise konfrontiert sie aber auch mit ihrem Leben als privilegierte Weiße, die ihre wirtschaftliche Überlegenheit als reiche Europäer und die Strukturen der ehemaligen Kolonialherren nutzen, um ein Land als Touristen zu bereisen, das diesen Tourismus zwar braucht, der aber die ursprünglichen Rollenbilder weiter zementiert.
Ein Roadmovie eines zerrissenen Paares durch ein zerrissenes Land.

Suhrkamp