Lesetipp 05 2020


Geboren in Visegrad 1978, 1992 mit seinen Eltern nach Deutschland geflohen, lebte Sasa Stanisic viele Jahre in Heidelberg. Er ging dort zur Schule, studierte dort, ist inzwischen verheiratet, hat ein Kind. Als er für die Erlangung der deutschen Staatsbürgerschaft einen Lebenslauf schreiben soll, beginnt er, seine „Herkunft“ zu ergründen.

Er besucht seine inzwischen demente Großmutter in Visegrad, erinnert sich an frühere Besuche mit ihr in einem Dorf in den Bergen, in dem sie aufgewachsen ist, denkt auch an seine Kindheit in Jugoslawien zurück, als Roter Stern Belgrad Bayern München besiegt hat, an das Leben unter Tito, die Beschwörung der Völkergemeinschaft, an Drina und Neckar. Er denkt auch an eine Araltankstelle in Heidelberg, wo die Jugos unter sich und es scheißegal war, ob man Bosnier, Kroate oder Serbe war.

Was also ist Herkunft? Sprache, Religion, ein Stück Land? Oder Gewohnheiten, Sitten, Landschaft? Kann man an mehreren Orten zu Hause sein?

„Herkunft ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt“


Luchterhand