Lesetipp 06 2022


Helsinki, 2016. Olenka sitzt auf einer Parkbank und beobachtet eine Familie: Mutter, Vater, zwei Kinder. Als sich eine Frau neben sie setzt, erschrickt sie; sie würde diese Frau überall wiedererkennen, denn Olenka hat ihr Leben zerstört. Und gewiss ist sie gekommen, um Rache zu nehmen. Für einen kurzen Moment sind sie hier zusammen - und schauen ihren eigenen Kindern, die nichts von ihrer Existenz ahnen, beim Spielen zu.
Olenkas Geschichte zeigt, was Menschen bereit sind zu tun, um einer unerträglichen Situation zu entkommen. Egal, ob in physischer oder psychischer Hinsicht.
Sie zeigt aber auch historischen und kulturellen Zusammenhänge, die heutigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Menschen in der Ukraine. Also sehr aktuell.
Olenka ist Opfer und Täterin zugleich. Sie zerbricht an ihrer Schuld gegenüber ihrer Mutter, die sie im Stich gelassen hat, gegenüber Daria, deren Leben sie zerstört hat und gegenüber dem Mann, den sie immer noch liebt.

Kiepenheuer & Witsch

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